Stadt des Glückspiels, Stadt der Shows, Stadt der Sünde –
die Wüstenstadt Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada hat viele Namen. In dieser
Stadt gibt es definitiv keine Langeweile! Rund um die Uhr herrscht hier
Betrieb, allen voran auf dem berühmten „Strip“ und den dort ansässigen
Hotelcasinos. Dabei gehören die Hotelkomplexe entlang des Las Vegas Boulevard
mit mehreren Tausend Zimmern zu den größten der Welt. Neben dem obligatorischen
Casino bietet jedes Hotel eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten – darunter diverse
Shows, Konzerte, Restaurants, Bars, Shops und Boutiquen.
In dieser Glitzermetropole fand von 19. bis 21. April die zweite Judging-Phase
des diesjährigen World Beer Cup statt – mit insgesamt 9300 eingereichten Bieren
in diesem Jahr nach wie vor der größte internationale Bierwettbewerb der Welt.
Das Teilnehmerfeld belief sich auf über 2000 Brauereien aus insgesamt 60
Ländern. Verkostet wurden die eingesandten Proben von knapp 300 Judges über
zwei Phasen.
Bereits beim Landeanflug auf Las Vegas wird klar, dass diese Stadt einzigartig ist. Von weitem lassen sich bereits die hell erleuchtenden Gebäude und Hotelburgen entlang des Strips erkennen. Lag der Flughafen von Las Vegas bei seinem Bau noch weit außerhalb der Stadtgrenzen, ist er heute mittendrin. Der Transfer zum Hotel „The Venetian“, dem Veranstaltungsort des diesjährigen World Beer Cups und der anschließenden Craft Brewers Conference, dauerte also nur wenige Minuten.
Bestehend aus drei Türmen gehört das Venetian mit über 7000
Suiten zu den größten Hotelkomplexen der Welt. Der Name ist Programm – die
gesamte Innen- und Außeneinrichtung ist im italienischen Stil gehalten. Im und
vor dem Hotel sind die Sehenswürdigkeiten Venedigs nachgebildet, darunter der
Markusplatz, der Campanile und die Rialto-Brücke – stilecht mit Rolltreppe.
Es ist sogar möglich, sich von einem Gondoliere durch Nachbauten der
venezianischen Kanäle fahren zu lassen – Gesang und Chlorgeruch des Wassers
inklusive.
Nach einer ersten Erkundungstour entlang des Las Vegas Boulevard startete die zweite Phase des World Beer Cup 2024 am Donnerstagnachmittag mit der Judge Orientation. Chris Williams, Competition Director des World Beer Cups, wartete mit beeindruckenden Zahlen auf: Mit 9300 eingereichten von über 2000 Brauereien aus 60 Teilnehmerländern ist der World Beer der teilnehmerstärkste internationale Bierwettbewerb. Über die zwei Verkostungsphasen wurden die eingereichten Biere von knapp 300 internationalen Judges in insgesamt 14 Sessions verkostet und bewertet. Über 300 Paar helfende Hände packten hinter den Kulissen mit an, um den reibungslosen Ablauf der Verkostung zu garantieren.
Nach der offiziellen Welcome Reception für die World Beer Cup Judges ging es nochmal auf den Strip, um die dortige Atmosphäre bei Dunkelheit zu erleben. Bekannt sind vor allem die Wasserspiele im riesigen Bassin vor dem Bellagio. Viertelstündlich sind hier perfekt choreographiert und auf unterschiedliche Musikstücke abgestimmte Wasserfontänen und Springbrunnen zu bewundern. Dieses und weitere Spektakel ziehen neben einer Vielzahl von Schaulustigen auch Straßenhändler und -künstler an. Klar, denn wo viele Menschen sind, gibt es auch Geschäftsmöglichkeiten. Wie fast überall in Las Vegas gilt auch hier: es gibt nichts, was es nicht gibt! Etwas enttäuschend allerdings war die Anzahl an Elvis-Imitatoren: lediglich einer versuchte sich an den Songs und den Looks des King of Rock ´n´ Roll.
Am nächsten Morgen warteten die ersten Verkostungsrunden auf die versammelten Judges. Gefühlt jeder Tisch durfte an diesen Tagen die Kategorie Juicy or Hazy IPA bewerten – mit 326 Einreichungen die stärkste Kategorie beim WBC 2024. Allgemein war der erste Verkostungstag von Vorrunden geprägt. Erstmals wurden die Proben mittels eines eigens entwickelten digitalen Verkostungstools bewertet. Das Tool war dabei selbsterklärend und vereinfachte das Bewertungsprozedere enorm. Technische Schwierigkeiten wurden rasch behoben, sodass eine ruhige und konzentrierte Bewertung der Biere möglich war.
Da auch einige European Beer Star Judges beim World Beer Cup vertreten waren, ging es auf Einladung des Verbands Private Brauereien am Abend des ersten Verkostungstags in eine besondere Location. Nachdem unser Verband seinen Sitz in München und in Laufweite des berühmten Münchner Hofbräuhauses hat, MUSSTEN wir ja quasi das Pendant in Las Vegas besuchen. Nach einem herzlichen Empfang, durften wir im überdachten Biergarten (die Außentemperatur lag bei ca. 35 °C) des Hofbräuhaus Las Vegas Platz nehmen. Das Hofbräuhaus Las Vegas ist ein originalgetreuer Nachbau des Münchner Originals. Die Küche bietet traditionelle deutsche Gerichte und das Bier wird aus München importiert. Eine gute Gelegenheit, nach einem Tag mit vielen hopfenbetonten Bieren die eigene Zunge wieder etwas zu kalibrieren.
Verkostungstag zwei startete erneut mit Vorrunden, gefolgt von den ersten Zwischenrunden. Am Nachmittag war dann bereits das erste Finale mit dabei. Ähnlich wie beim European Beer Star ist es immer wieder erstaunlich, wie ein Tisch voller Judges trotz unterschiedlichem beruflichen Background in der internationalen Brauwirtschaft doch recht einheitlich verkostet und bewertet. Dabei lief die Verkostung immer professionell und war von gegenseitiger Wertschätzung unter den Judges geprägt. Nach insgesamt 6 Verkostungsrunden, darunter deutsche Stile wie Dortmunder/Export wie auch verschiedene Ale-Kategorien, endete der zweite Verkostungstag.
Am Abend galt es dann die neueste und wohl imposanteste Attraktion in Las Vegas zu bewundern – die Sphere! Diese kugelförmige Veranstaltungshalle gehört zum Hotelkomplex des Venetian. Die Außenfassade des kugelförmigen Gebildes ist mit knapp 60 Millionen LED-Punkten bestückt, die die Sphere zu jeder Tages- und Nachtzeit zu einem leuchtenden Wahrzeichen der Stadt machen.
Am dritten Verkostungstag ging es dann ans Eingemachte. Bereits die Vorrunde der Kategorie German-Style Doppelbock or Eisbock bot bereits ausgezeichnete Biere, deren Verkostung Freude bereitete. Das anschließende Finale der South German Style Weizenbock Kategorie war dann vollends ein Genuss. Durch die Bank hervorragende Biere konkurrierten in der Finalrunde um Gold, Silber und Bronze. Die dahintersteckenden Brauer dieser Biere haben großes Lob verdient, denn sie haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie ihr Handwerk verstehen. Die Finalbiere dieser Kategorie zeigten die gesamte aromatische Bandbreite, die bei diesem Bierstil möglich ist.
Nach
der Mittagspause warteten dann noch eine Zwischenrunde Robust Porter und das
Finale von Australian-Style Pale Ale. Auch hier waren sich alle am Tisch
versammelten Judges einig, welche Biere mit einer Medaille ausgezeichnet werden
sollten.
Und so endete die zweite Phase der WBC-Verkostung 2024 in Las Vegas. Zum Abschluss der drei Verkostungstage durfte natürlich ein Foto aller Judges beim Word Beer Cup in Las Vegas nicht fehlen.
Mit dem offiziellen Willkommensabend im Ballroom des Venetian Hotels startete dann die anschließende Craft Brewers Conference. Mit diversen Craft Beer Bars und Fingerfood wurden die Anwesenden auf die bevorstehende Konferenz und Messe eingestimmt. Bei der Veranstaltung gab es ausreichend Möglichkeit alte Bekannte zu treffen und ebenso neue Gesichter kennenzulernen.
Traditionell liefert die Brewers Association zu diesem Anlass immer aktuelle Zahlen zur US-amerikanischen Craft-Bier-Branche. Die Zahl aktiven Craft-Brauereien stieg im Jahr 2023 weiter an und erreichte mit 9.761 ein neues Allzeithoch. Im Laufe des Jahres gab es 495 Neueröffnungen sowie 418 Schließungen von Brauereien.
Die US-Craft-Brauereien produzierten im Jahr 2023 insgesamt 23,4 Mio. Barrel Bier – also umgerechnet rund 38 Mio. hl. Dies entspricht etwa einem Rückgang von 1,0 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Bart Watson, Vice President für Strategy and Chief Economist der Brewers Association kommentierte die aktuelle Lage der US-Craft-Brauereien so: „2023 war ein weiteres wettbewerbsintensives und schwieriges Jahr für kleine und unabhängige Brauereien. Dennoch haben sich die kleinen Brauereien, auch wenn sich das Wachstum verlangsamt hat, als recht widerstandsfähig erwiesen, wie die steigende Zahl der Brauereien, die relativ niedrigen Schließungsraten und die Zuwächse bei den Umsätzen und Arbeitsplätzen vor Ort zeigen.“
Zum Abschluss der Woche in der Las Vegas stand dann noch die erste US- Preisverleihung des European Beer Star auf amerikanischem Boden am ersten Messetag auf dem Programm. Da viele erfolgreiche US-Gewinner des EBS 2023 im vergangenen November nicht nach Nürnberg zur BrauBeviale reisen konnten, um dort ihre Awards persönlich in Empfang zu nehmen, haben wir dies kurzerhand in Las Vegas nachgeholt!
Ein großer Dank geht hier an unseren Partner BarthHaas, der uns eine wunderbare Location über den Dächern von Las Vegas für diese Preisverleihung zur Verfügung stellte.
Benedikt Meier und Victoria Schubert-Rapp vom Verband Private Brauereien gratulierten den anwesenden Brauereien nochmals ganz herzlich und überreichten die Urkunden und Awards an ihre rechtmäßigen Besitzer.
Nochmals herzlichen Glückwunsch an:
Herzlichen Dank auch an unsere Partner Brauwelt und MicroMatic die ebenfalls der US-Preisverleihung beiwohnten.
Im Anschluss stand noch ein Messerundgang über die BrewExpo America mit all seinen Ausstellern, darunter auch einige Firmen aus Deutschland, an. Von den Braurohstoffe, über Anlagen- und Prozesstechnik bis hin zum Marketing war entlang der Wertschöpfungskette alles zu finden.
Die Woche in Las Vegas endete mit einem geselligen Abend in einer Bier-Bar am Strip – Vulkanausbrauch vor dem Mirage inklusive – bevor es am Dienstag Vormittag wieder zurück nach Hause ging.
Ein besonderer Dank gilt der Brewers Association für die Einladung als Verkoster beim World Beer Cup mitzuwirken. Mir bleibt eine reibungslos organisierte und professionell durchgeführte Verkostung im Gedächtnis. Es ist alles andere als einfach, über 9000 verschiedene Biere für die Verkostung vorzubereiten. Ein großes Lob geht daher auch persönlich an Chris Williams, den Verkostungsleiter des World Beer Cups, und sein Team!
Neben der Verkostung bleibt natürlich die einzigartige Location durch die Wahl von Las Vegas als Veranstaltungsort in Erinnerung. Diese Stadt lässt sich nur schwer mit anderen Städten vergleichen. Der Gigantismus dieser Stadt mit all seinen positiven wie auch negativen Seiten sucht seinesgleichen. Vollgepackt mit Freizeitaktiväten und Attraktionen jeglicher Art ist Las Vegas durchaus eine Art "Fantasy Land". Perfekt also, um dem Alltag von Zeit zu Zeit zu entfliehen - was auch einige Besucher der Stadt besonders am Wochenende ausgiebig genutzt haben. Ganz nach dem allseits bekannten Spruch "Viva Las Vegas!"
Benedikt Meier