European Beer Star

Kraft Roku und Sympozjum Piwowarów

Bilder der Verkostung von Mateusz Włoch, Bilder der Preisverleihung von Kacper Marczukiewicz

Der erste Eintrag des Reiseblogs bringt uns in das Nachbarland Deutschland - nach Polen. Genauer gesagt: nach Krakau.

Dort fand vom 10. bis 13. Dezember 2023 der nationale Verkostungswettbewerb Kraft Roku zum 16. Mal statt. Mit 810 Bieren aus 121 polnischen Brauereien ist Kraft Roku der größte Verkostungswettbewerb Polens und repräsentiert die polnische Bierlandschaft in hervorragender Weise. Organisiert wird die Verkostung von der Firma Browamator (www.browamator.pl). Im direkten Anschluss an die Verkostung folgten zwei Tage voller technischer Vorträge beim Sympozjum Piwowarów. Das Symposium wurde von der Polskie Stowarzyszenie Browarów Rzemieślniczych (PSBR, Polish Craft Beer Association; www.psbr.eu) durchgeführt. Der krönende Abschluss des Symposiums ist die Preisverleihung des Wettbewerbs und die Verleihung des Kraft Roku (Craft Beer des Jahres).

Der polnische Biermarkt zeichnet sich durch ähnliche Tendenzen wie in Deutschland aus. Marek Kaminski, Präsident der PSBR, hat den aktuellen Stand während der BrauBeviale wie folgt zusammengefasst:

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Auch der polnische Biermarkt sieht sich einem sinkendem Pro-Kopf-Verbrauch konfrontiert. Während der Konsument beim Bier abenteuerlustig sei und neue, innovative Biere ausprobiere, gehe der Trend - wie in ganz Europa - auch zu leichten und alkoholfreien Bieren, so Kaminski.

Marktentwicklungen in Polen:

  • Aufstieg der Craft Brewers als Schlüsseltrend - Konsumentennachfrage nach hoher Qualität und Regionalität
  • Ansteigender Trend nach alkoholarmen und -freien Bieren - bewusste Ernährung und Wusch nach gesunden Produkten beim Verbraucher
  • Entwicklung einer lebendigen Bierkultur in Polen - wachsenden Reputation der kleinen Brauereien beim Konsumenten. Anhaltspunkt für Qualitätsbiere

Besonders stolz ist Polen auf seine landestypischen Bierstile. Das Baltic Porter (neue Kategorie beim European Beer Star 2024) und das Grodziskie (im deutschsprachigen Raum auch als Grätzer bekannt), das zum ersten Mal 2023 beim European Beer Star verkostet wurde. In der achten Ausgabe der Beer Star News wurde ein Portrait zum Bierstil veröffentlicht. Erfahren Sie mehr über Grodziskie.

Konkurs Piw Rzemieslniczych - Polish Craft Beer Competition

Zur Einstimmung in die Verkostungstage fand am Abend vor der Verkostung eine Willkommensveranstaltung im House of Beer Multitap in Krakau statt. In geselliger Runde und bei gutem Essen gingen alle Gäste bestens gelaunt in die beiden kommenden Verkostungstage.

Am 10. Dezember war am Morgen dann angerichtet. 46 Verkoster (davon 50 % national und
50 % international) aus 13 Ländern waren auf der Suche nach den besten polnischen Bieren des Jahres 2023. Verkostungsort war das Novotel West in Krakau, das für die Verkoster ideale Bedingungen lieferte. Die Biere wurden im Turniermodus bestimmt. Nach jeder Runde konnte jedes 4er-Team die 3 besten Biere aus jeder Runde in die nächste Runde schicken, bis dann im Finale die 3 Medaillengewinner gekürt wurden. Selbstverständlich wurden die Biere blind verkostet.

Jedes Team durfte pro Tag 7 Flights (=Runden) verkosten. Die Anzahl der Proben variierte bis zu 10 Proben. Als deutscher Verkoster wird man bei internationalen Wettbewerben oft nach der Expertise zu deutschen Bierstilen gefragt. So natürlich auch hier, wobei lobend erwähnt werden muss, dass die Mischung aus vielen Bierstilen für alle Judges gegeben war. Der Reiz an internationalen Verkostungen sind für die Jury immer die heimischen Bierstile. Und die Verkosterinnen und Verkoster wurden nicht enttäuscht!

Der erste Verkostungstag startete mit einem German-Style Pils. In den Vorrunden erreicht den Juror immer die ganze Palette des Bierspektrums. Von sehr guten Vertretern bis hin zu offensichtlichen Off-Flavours kann alles dabei sein. Für einen deutschen Konsumenten kamen die Pils Biere in goldgelb relativ dunkel daher. Neben oxidierten (gealterten) Bieren, waren auch diacetyl-haltige Biere dabei. Alles in Allem jedoch eine anständige erste Runde Pils.

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Königsdisziplin: Baltic Porter

Bereits am ersten Tag erwartete den Verkostungstisch die Finalrunde Baltic Porter. Die Heimat des Bierstils hat nicht zu viel versprochen. Eine hervorragende Runde! Die Diskussion mit den polnischen Verkostern war sehr erhellend. So ist eine edle Oxidation (Eindrücke von getrockneten Früchten, Rosinen, Pflaumen, Kirschen aber auch Sherry-Noten) bei diesen Bieren durchaus erlaubt und sogar erwünscht. Drinkability ist von hoher Bedeutung. Wie der Autor feststellen konnte, kann der Geschmack im Extremfall bis hin zu Soja-Soße reichen, wobei dies jedoch kein gewünschter Flavoureindruck ist. Der Austausch zwischen der internationalen und lokalen Biergemeinde macht den Reiz dieser Reisen aus. Man lernt die Bierstile dieser Welt eben nur in den Heimatländern kennen. Wertvolle Erkenntnisse, die dann eben auch beim European Beer Star einfließen. Beim European Beer Star 2024 wird nach einer Pause von zwei Jahren wieder das Baltic Porter verkostet.

Category description Baltic Porter

original source: https://kompendiumpiwa.pl/porter-baltycki/

Parameters:
Initial extract: 18-22 °P
Final extract: 4-6 °P
Alcohol content: 8-10% abv.
Bitterness: 25-45 IBU
Color: 45-75 EBC


A strong, rich, dark lager traditionally produced in the Baltic States.


Style hallmarks:
A strong, dense, succulent dark lager, whose flavor and aroma is created by a combination of rich maltiness, notes of dried fruits, restrained roasted accents and low notes of refined alcohol. It is distinguished from stouts of similar strength by a lower level of aromas derived from roasted malts, a generally fuller palette of malt flavors and a cleaner, lager profile. A tasting beer, slightly warming, predestined for unhurried contemplation.

Aroma:
Medium to high, complex malt aromas: sweet, caramel, roasted caramel, cookie, toasted bread crust, wholemeal bread, dark malt cake, nuts. Medium-low to high notes of ripe or dried fruits such as cherries, plums, cherries or raisins are desirable. The fruitiness should come from the malt, oxidation or a combination thereof, and not from the yeast work. Evidently yeasty esteriness, such as that of banana (isoamyl acetate) or red apple (ethyl hexanoate) is a defect. In the best examples, oxidation is also manifested by aromas of fortified (liqueur) wines, such as sherry, port or Madeira, at low to medium levels. Oxidized notes should not dominate the bouquet. The whole is complemented by low to medium-high roasted malt aromas, mostly chocolate, sometimes licorice or slightly coffee-like. However, they are never as intense as in stouts. A low, refined alcohol note is acceptable, but it must not be solvent or fuselike (higher alcohols). Hop aroma is absent.

Taste:
Medium to high, complex malt flavors: sweet, caramel, roasted caramel, cookie, toasted bread crust, wholemeal bread, dark malt cake, nuts. Medium-low to high notes of ripe or dried fruits such as cherries, plums, cherries or raisins are desirable. The fruitiness should come from the malt, oxidation or a combination thereof, and not from the yeast work. Evidently yeasty esteriness, such as that of banana (isoamyl acetate) or red apple (ethyl hexanoate) is a defect. In the best examples, oxidation also manifests itself with flavors of fortified (liqueur) wines, such as sherry, port or Madeira, at low to medium levels. Oxidized notes should not dominate the taste. The whole is complemented by low to medium-high aftertastes of roasted malts, chocolate, sometimes licorice or slightly coffee-like. However, they should not have a heavily roasted character, ash or burnt, nor should they be as high in intensity as in stouts. There is usually a low, refined alcohol note, but it should not be overly pronounced, nor should it have a solvent or fuselic (higher alcohols) character. Elevated acidity is undesirable. Hop flavor is absent. The balance of the beer is malty. The taste is initially sweet, becoming more dry in the finish, preventing a bland, cloying sensation. Ports with both a slightly sweet and more dry finish are acceptable.

Bitterness:
Medium to medium, coming from both roasted malts, hops and alcohol, but this aspect must not be dominant. The bitterness should not come to the forefront, but only provide a counter to the maltiness and build a drier finish.

Appearance:
Dark brown, brown to almost black color. Frequent brown or maroon, ruby-red highlights. Clarity. Foam of light beige to brown color. Dense, fine, low to medium, may be moderately persistent.

Mouthfeel:
Tartness medium-high to high. The beer is smooth and somewhat creamy. Saturation is low to medium. There may be an alcoholic warming, but it should not dominate the beer or have a solvent character, but the elegant character of an aged distillate. Rough or astringent sensations are undesirable.

Raw materials and technology:

The base is usually Munich or Vienna malt, sometimes with an admixture of Pilsner malt. A variety of caramel malts with a fairly wide color spectrum are used, as well as roasted malts. However, the latter should be used in moderation, preferably in a de-hulled version to avoid intrusive roasted flavors. Traditional continental hops, used mainly for bitterness. Bottom-fermenting yeast. The beer benefits from long aging under optimal conditions.

Auch der zweite Tag begann untergärig mit Bohemian-Style Lager. In der dieser Kategorie wurden auch Vycepnyi (tschechische Leichtbiere) aufgenommen. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, soll Diacetyl im böhmischen Lager nicht dominant sein, sondern nur die Vollmundigkeit unterstützen. Geschmacklich soll es gar nicht in Erscheinung treten. Wiederum ein guter Start in den Tag.

Nach kleineren Flights Black IPA und Other IPA (Rye IPA, Rice IPA, Brut IPA,...) wurden unserem Team 10 verschiedene Stouts serviert. Die hohe Qualität beeindruckte die Jury, auch wenn der Vergleich zwischen hervorragenden Dry Stouts und Oatmeal Stouts aufgrund unterschiedlicher Charakteristiken für die Jury oft schwer zu bewerten ist. Nichtsdestotrotz einigte sich der Tisch doch schnell auf 3 Finalisten.

Die enorme Vielfalt an Baltic Porters wurde dann nochmal in den Finalrunden des zweiten Tags deutlich. Denn im Wettbewerb gab es zwei separate Kategorien für holzfassgereifte Baltic Porter sowie für Specialty Baltic Porter. Highlight war ein Baltic Porter, das mit einer Spirale aus Amburana-Holz gereift wurde. Amburana ist ein Tropenholz mit einem hohen Gehalt an Cumarin. Der Geschmack erinnert stark an Tonkabohne. Ein sehr gelungenes Experiment, das zurecht in dieser Kategorie mit Gold belohnt wurde.

Die Specialty Baltic Porters im Finale zeichneten sich durch die Zugabe von Räucherpflaumen (sehr beliebt in Polen) oder durch die Verwendung von Rauchmalz aus (buchen - und/oder kirschenholzgedarrt). Ein würdiger Abschluss einer rundum gelungenen Verkostung.

Nicht fehlen durfte natürlich ein Gemeinschaftsbild der Verkoster. Obligatorisch bei internationalen Verkostungswettbewerben.


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Preisverleihung und Fazit

Die stilvolle Preisverleihung fand als Abschlussveranstaltung im Rahmen des Sympozjum Piwowarów statt. Es wurden 140 Medaillen in 49 Kategorien verliehen. Wer sich selbst ein Bild von der Preisverleihung machen möchte, kann sich den Stream auf Youtube ansehen.

Das Bier des Jahres (Kraft Roku) wurde im Anschluss an die reguläre Verkostung von einem ausgesuchten Verkoster-Gremium auserkoren. Dabei wurden alle Goldmedaillenbiere nochmals verkostet. Aufgabe der Jury war es die alle Gold-Gewinner nochmals zu verkosten und daraus das Bier des Jahres zu bestimmen. Eine einerseits sehr schöne Aufgabe (denn man darf die besten Biere des Wettbewerbs geballt verkosten), aber auch anspruchsvolle Verantwortung für die Judges.

Das Bier des Jahres wurde das Latający Jeleń in der Kategorie Imperial Baltic Porter (eine weitere Baltic Porter Kategorie) von Browar Kazimierz.

Die erfolgreichsten Brauereien Polens im Jahr 2023 waren Browar Trzech Kumpli sowie Browar Pinta. Beim European Beer Star 2023 konnte Trzech Kumpli mit dem Smoked Baltic Porter Silber in der Kategorie Strong Porter ergattern. Kein Wunder bei der hohen Qualität der polnischen Biere.

Die Brau-Landschaft in Polen steht vor Herausforderungen, aber ist quicklebendig! Die hohe Qualität der Biere ist Indiz für die Leidenschaft und Können der polnischen Brauereien. Herzlichen Glückwunsch an alle Sieger beim Kraft Roku 2023! Der Autor ist sich sicher, dass beim European Beer Star 2024 einige Medaillen nach Polen gehen werden. Nicht nur beim Baltic Porter und Grodziskie.

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Autor

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Kilian Kittl

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